Island - Geheimnisvolle Insel der Bücher
Die USB Köln pflegt eine im deutschen Sprachraum einzigartige Sammlung von Islandica, die heute etwa 10.000 Titel enthält. Thematisch ist die Sammlung weit gefasst und beinhaltet Literatur aus fast allen Bereichen:
- in Island erschienene Literatur, die sich auf alle Island betreffenden Aspekte und Fachgebiete bezieht
- in anderen Ländern erschienene Literatur über alle Aspekte Islands
- altnordische und altisländische Sprache und Literatur
- literarische Werke von isländischen Autorinnen und Autoren
- deutschsprachige Übersetzungen von isländischer Schöner Literatur
- Belletristik aus anderen Ländern, die Island zum Thema oder als Schauplatz haben
- Bildbände über Island und Kunstbände isländischer Künstlerinnen und Künstler
- Reisebeschreibungen und Reiseliteratur aller Art
- Karten
- in Auswahl audiovisuelle Medien
Bestandsgruppen der Sammlung Islandica
Bestandsgruppen der Sammlung Islandica
Die Sammlung Erkes: Sie bildet mit ca. 4500 Titeln den Grundstock mit Literatur vom 16. Jahrhundert bis ungefähr zum Erscheinungsjahr 1930.
Die Sammlung Löffler: Der Schwiegersohn von Heinrich Erkes, Herr Otto Löffler, spendete der USB in den Jahren 1975 bis 1990 einen jährlichen Betrag zur Fortführung der Islandsammlung. Auf diese Weise erhielt die Bibliothek einen Zuwachs von 1400 Titeln.
Die Bibliothek der Deutsch-Isländischen Gesellschaft Köln: Im Jahre 1998 konnten aus der aufgelösten Bibliothek 67 Titel, 5 Sonderdrucke, einige Zeitschriftenjahrgänge und Einzelhefte übernommen werden. Der größere Teil der Bestände gelangte in die Bibliothek des Institutes für Skandinavistik.
Neuerwerbung der USB: Seit den 30er Jahren wird die Sammlung Islandica mit finanziellen Mittel der USB fortgeführt. Es wird jährlich ein Betrag für die aktuellen Neuerscheinungen bereitgestellt. Seit dem Erwerbungsjahr 2006 werden neu erworbene Titel mit einer eigenen Gruppensignatur ISL nach Numerus Currens geschlossen aufgestellt.
Heinrich Erkes
Die Sammlung Erkes:
Das Herzstück der bedeutenden Island-Sammlung in der USB ist zweifelsohne die Schenkung von ca. 4500 Titeln durch Heinrich Erkes aus dem Jahr 1920.
Heinrich Erkes wurde 1864 in Elberfeld geboren und wuchs in Köln auf. Nachdem er zunächst einige Jahre in Bonn Neuere Sprachen und Geologie studiert hatte, stieg er als Kaufmann in das elterliche Handelsunternehmen ein und führte dieses schließlich ab 1900 alleine. Schon früh engagierte sich Erkes auch politisch stark. Er trat bereits um 1890 in die Sozialdemokratische Partei ein, wurde 1917 in Köln Stadtrat und von 1921 bis 1924 schließlich Mitglied des preußischen Landtags in Berlin.
Neben seinen unternehmerischen und politischen Tätigkeiten hegte Heinrich Erkes schon seit der Schulzeit ein großes Interesse an Island. Er lernte die Sprache, unternahm zahlreiche Reisen nach Island, dokumentierte diese mit Fotos und veröffentlichte ausführliche Berichte über seine Reisen. So galt er bald als ausgezeichneter Islandkenner. Der erste deutsche Sprachführer für das Neuisländische stammt aus der Feder Heinrich Erkes. Er veröffentlichte ihn 1906 nach seiner ersten Islandreise.
Der Verein für Erdkunde zu Dresden ernannte Erkes zum korrespondierenden Mitglied und lud ihn ein, an der Gründung der Vereinigung der Islandfreunde mitzuwirken. Erkes wurde zweiter Schriftführer der im März 1913 gegründeten Vereinigung und blieb dieser bis zu seinem Tod im Jahr 1932 in verschiedenen Funktionen u.a. auch als Geschäftsführer verbunden. In den Mitteilungen der Islandfreunde publizierte er regelmäßig Artikel und Abhandlungen. Für seine Verdienste um Island bekam er von der isländischen Regierung 1924 den Falkenorden verliehen.
In all den Jahren sammelte Erkes mit einer wahren Leidenschaft sehr systematisch Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und Karten aus und über Island, so dass er schließlich über eine für einen Privatmann einzigartige Sammlung von mehreren tausend Island-Titeln verfügte.
Da Heinrich Erkes nach dem ersten Weltkrieg sein Handelsunternehmen nicht fortführen konnte, wechselte er den Beruf: Nach Verhandlungen mit der Stadt Köln, in die sich auch Konrad Adenauer als damaliger Oberbürgermeister einschaltete, gelang es ihm 1920 eine Stelle als wissenschaftlicher Bibliothekar in der neu gegründeten Universität zu Köln zu bekommen.
Als Eintrittskarte diente ihm die Übereignung seiner umfangreichen Literatursammlung zu Island an die Universitätsbibliothek. Er selbst betreute diese Sammlung weiter. Ein Jahr vor seinem Tod wurde 1931 der von Olaf Klose bearbeitete Islandkatalog der Universitätsbibliothek Kiel und der Universitätsbibliothek Köln herausgegeben.
Im Gegensatz zum Altbestand der Kieler Islandsammlung, der durch Kriegsverlust ein Drittel einbüßte, blieb die Sammlung Erkes in Köln unbeschädigt erhalten.
Aus der Sammlung herauszuheben sind hier die 232 Titel, die vor 1800 gedruckt wurden. Sie machen diese private Sammlung so einzigartig. Zu den Kostbarkeiten gehören u.v.a. ein Druck der ersten isländischen Bibel aus dem Jahre 1584, die „Jónsbok“ des isländischen Druckers Jón Jónsson von 1578, ca. 30 Katechismen in isländischer Sprache, die erste Gesamtausgabe der Sæmundar-Edda (1787-1828), 54 weitere Ausgaben der „Edda“ und zusätzlich 22 Ausgaben der sog. „Prosa-Edda“ des Snorri Sturlusson.
Auch aus späterer Zeit sind fast alle wichtigen Titel vorhanden. Ein weiterer Schwerpunkt der Sammlung liegt auf isländischen Zeitungen und Zeitschriften.
Um die Sammlung in ihrer Fülle zu dokumentieren und die einzelnen Titel auffindbar zu machen, legte Erkes sowohl einen Zettelkatalog seiner Sammlung an als auch einen alphabetischen handschriftlichen Katalog von dem sich das Original in der Nationalbibliothek in Reykjavik befindet und eine Kopie in der USB.
Dieser Katalog wurde digitalisiert und steht nun jedermann zur direkten Einsichtnahme zur Verfügung.
Die Vereinigung der Freunde Islands löste sich Anfang 1937 auf, um einer Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten zu entgehen.
Als Nachfolgerinnen wurde 1950 in Hamburg die Gesellschaft der Freunde Islands e.V. gegründet und 1955 in Köln die Deutsch- isländische Gesellschaft e. V. (DIG).
Dabei war für Köln als Sitz der DIG ausschlaggebend, da sich hier in der USB die Islandsammlung des Gründungsmitgliedes der Vorgängergesellschaft Heinrich Erkes befindet.
Erkes, Heinrich: Katalog der Islandsammlung: Digitalisat des handschriftlich, verfassten Kataloges von Heinrich Erkes zu seiner Sammlung Isländischer Bücher und Zeitschriften.
Zeitungsausschnittsammlung Erkes: Gesammelte Zeitungsartikel von Heinrich Erkes über alle möglichen Aspekte Islands.
Stefan Ertz verfasste eine Bibliographie aller von Heinrich Erkes verfassten Aufsätze und Schriften: erkesbibliographie.pdf (pdf, 184KB)
Otto Löffler
Die Sammlung Löffler:
Dr. Otto Löffler spendete der USB in den Jahren 1975 bis 1990 einen jährlichen Betrag zur Fortführung der Islandsammlung. Auf diese Weise erhielt die Bibliothek einen Zuwachs von 1400 Titeln.
Weitere 4000 Titel wurden seit den 30er Jahren aus dem Etat der USB angeschafft, um den einmaligen Bestand an Islandica kontinuierlich auszubauen.
Im Jahre 1998 konnten aus der aufgelösten Bibliothek der Deutsch-Isländischen Gesellschaft Köln 67 Titel, 5 Sonderdrucke und einige Zeitschriftenjahrgänge und Einzelhefte übernommen werden.
Beginnend mit dem Erwerbungsjahr 2006 werden neu erworbene Titel mit einer eigenen Gruppensignatur nach Numerus Currens geschlossen aufgestellt. Erhaltenswerte Schutzumschläge werden aufbewahrt. Für den Ausbau der Sammlung wird ein eigener Etat zur Verfügung gestellt.
Digitalisate
Erkes, Heinrich: Katalog der Islandsammlung Digitalisat des handschriftlich, verfassten Kataloges von Heinrich Erkes zu seiner Sammlung Isländischer Bücher und Zeitschriften.
Zeitungsausschnittssammlung Erkes Gesammelte Zeitungsartikel von Heinrich Erkes über alle möglichen Aspekte Islands.
Verzeichnis der Schriften von Heinrich Erkes / zusammengestellt von Dr. Stefan Ertz (PDF-Dokument: 185 KB) Stefan Ertz verfasste eine Bibliographie aller von Heinrich Erkes verfassten Aufsätze und Schriften.
Islandkatalog der Universitätsbibliothek Kiel und der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Briefe von Sigríður Zoëga von 1910-14
Projekt Sammlung Islandica
Das Interesse an Literatur aus und über Island ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Um den interessanten Bestand an isländischer Literatur in der USB besser zugänglich zu machen und einheitlich präsentieren zu können, wurde 2006 ein Projekt eingerichtet.
Es hat folgende Schwerpunkte:
Retrospektive Inhaltserschließung der Islandsammlung der USB:
Als die Erkes-Sammlung nach der Übergabe an die 1920 neu gegründete Universitäts- und Stadtbibliothek Köln kam, wurde sie nicht geschlossen aufgestellt sondern in die vorhandene allgemeine systematische Magazinaufstellung eingefügt, die bis 1963 beibehalten wurde. Auch in die spätere grobe gruppenakzessorische Aufstellung und die diese ablösende Aufstellung nach Numerus Currens wurden die neuen Islandtitel ohne spezielle Kennzeichnung eingearbeitet.
Bedingt durch diese historische Genese der Sammlung ist der wertvolle Islandbestand in der USB bisher nicht als Gesamtheit darzustellen. Es gibt weder in der formalen oder der inhaltlichen Erschließung noch in der Akzession einheitliche Bearbeitungsmerkmale anhand derer die Island-Titel als inhaltliche oder formale Einheit präsentiert werden könnten. Mit den vorhandenen konventionellen Arbeitsmitteln wie gedruckter Katalog, Zettelkataloge und Akzessionsjournale lassen sich jeweils nur Segmente nach einschlägigen Kriterien durchsuchen. Ebenso sind über die elektronischen Bibliothekssysteme (Inventarisierung, Katalogisierung) nur jeweils Teilbereiche zu recherchieren.
Um Studierenden, Lehrenden, Wissenschaftler/inne/n und Forscher/inne/n, sowie allen anderen Benutzer/inne/n einen einfachen und direkten Zugang zur Islandsammlung zu ermöglichen, wurde im Juli 2007 das Projekt Sammlung Islandica eingerichtet.
Folgende Ziele werden mit der retrospektiven Inhaltserschließung angestrebt:
Eine einheitliche systematische und verbale inhaltliche Erschließung der gesamten Sammlung.
die Möglichkeit im gesamten Bestand der Sammlung inhaltlich und thematisch Literatur zu suchen und zu finden.
die inhaltliche Erschließung erfolgt mit folgenden wissenschaftlichen Erschließungsinstrumenten: die Schlagwortvergabe nach den Regeln der Schlagwortvergabe an wissenschaftlichen Bibliothek und Vergabe von einschlägigen Notationen der Basisklassifikation.
über eine reine Stichwortsuche hinaus können inzwischen ein Drittel der Titel mit Notationen der Basisklassifikation und normierten Schlagworten der Schlagwortnormdatei recherchiert werden.
Überarbeitung aller Titelaufnahmen:
Alle Titelaufnahmen der Sammlung Islandica werden überprüft, falsche Rechtschreibung, fehlende Personen, z.B. Illustratoren, Übersetzer, Herausgeber usw. korrigiert, bzw. ergänzt. Fehlende Länder- und Sprachencodes, Umfangs- und / oder Illustrationsangaben werden ebenfalls ergänzt. Besonders hervorzuheben sind die zahlreichen notwendigen Korrekturen von Verfassernamen.
Zukünftig: Präsentation der Sammlung in einem eigenen Fachportal
In Zukunft soll ein eigenes Fachportal einen separaten Einstieg in den Regionalkatalog Islandica als Teilkatalog des Gesamtbestandes ermöglichen. Neben den oben genannten Möglichkeiten der formalen und inhaltlichen Suche, soll es weitere Optionen geben:
- einen systematischen Einstieg (auch in englischer Version)
- eine alphabetische Liste von Autoren Schöner Literatur
- weitere Einstiegsmöglichkeiten: Karten, Reiseliteratur, Kinderliteratur
Das Projekt erfolgt in enger Kooperation mit dem Institut für Skandinavistik an der Universität zu Köln und der Deutsch-Isländischen Gesellschaft Köln e.V..
Im Jahr 2011 wurde das Projekt durch eine Zuwendung von Dr. Henner Löffler unterstützt, die es ermöglichte für die Erschließung der älteren Bestände eine wissenschaftliche Hilfskraft einzustellen. Dr. Löffler ist der Enkel von Heinrich Erkes.
Besuche und Veranstaltungen
18.11.2016: Besuch des Isländischen Botschafters Martin Eyjolfsson
29.11.2014: Besuch der "Gesellschaft der Freunde Islands" aus Hamburg
26.11.2014: "In den Wind geflüstert", Lesung mit dem isländischen Autor Guðmundur Andri Thorsson am 26. November 2014
23.10.2012: "Windzeit, Wolfszeit" von Karl-Ludwig Wetzig, Lesung am 23. Oktober 2012
18.11.2011: Besuch von Halldór Guðmundsson und Kristín Steinsdóttir
17.10.2011: Supermarktgedichte aus dem Traumland, Lesung mit dem isländischen Autor Andri Snær Magnason
12.11.2010: Besuch des isländischen Botschafters Gunnar Snorri Gunnarsson
04.12.2002: Besuch des isländische Staatspräsident Dr. Ólafur Ragnar Grímsson
ausgewählte Literatur
- Philipp Schöbi: Jón„Nonni“ Svenssons Jahre in Feldkirch. Zum 75. Todestag des großen Erzählers, in: MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND 1 / 2020
- Philipp Schöbi: Schöne Gefühle der Jugend. Zum 75. Todestag von Jón „Nonni“ Sveinsson SJ, Stimmen der Zeit 144 (2019), Heft 10, Oktober 2019, S. 737-748.
- Jón Svensson (1857-1944), In: Philipp Schöbi: Das literarische Feldkirch. Die Montfortstadt als Schauplatz der Literatur. Bucher Verlag Hohenems 2018. S. 32-35.
- Regina Jucknies: Heinrich Erkes (1864-1932) (PDF-Dokument: 801 KB) Kölner Kaufmann, Kenner Islands und kluger Bibliothekar. Ein Gedenkvortrag, gehalten in der Universiäts- und Stadtbibliothkek Köln am 13.12.2007. Der Vortrag ist in der Zeitschrift Island, 15. Jahrgang, Heft 2 November 2009 veröffentlich worden. Als Sonderdruck ist er in der Schriftenreihe: Vorträge in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln über den Buchhandel oder direkt über die USB zu erwerben.
- Gernot Gabel: Heinrich Erkes In: Kölner Sammler und ihre Bücherkollektionen, hrsg. von Gernot Gabel und Wolfgang Schmitz, Köln 2003, Signatur: KMB/!YG KÖLN 31 2003