Sammlungen erzählen Geschichte
Aktuelles, Wissenswertes und Geschichten aus über 80 Sammlungsportalen. Hier berichten wir regelmäßig darüber.
Juli 2024 - Randnotiz über die Randnotiz
Buch neu gebunden, Randnotizen verloren: der Fall GBIV6900
Wenn Bücher neu gebunden wurden, hat man meist auch den Buchblock beschnitten. Hier kommentiert eine Eintragung am Rand von "De corpore Christi" von Thomas von Aquin, 1485, dass die älteren Randnoten nicht mehr ganz lesbar sind. Also eine Notiz über die (verlorene) Notiz. Übersetzt steht da: "Dieses Buch wurde beschnitten, nachdem die Dinge, die am Rand platziert worden sind, geschrieben worden sind." (hic liber scissus est postquam ea quae in margine posita sunt scripta sunt).
Dieser schöne Magazinfund von unserer Kollegin Svenja gehört zur Sammlung Gymnasialbibliothek und dank seines Druckdatums ebenfalls zu unserer Inkunabelsammlung. Das Buch ist digitalisiert und hat die Signatur: GBIV6900
April 2024 - Aus der Klosterbibliothek in die Comicwelt
Die Offenbarungen der heiligen Birgitta werden als Leihgabe und als Comic in der Abtei Brauweiler gezeigt.
Im Februar erreichte uns für den reich illustrierten Band „Revelationes caelestes : mit Vita abbreviata sanctae Birgittae ...“ aus dem Jahr 1500 eine Leihanfrage aus der Abtei Brauweiler. Bei der Durchsicht der zahlreichen Abbildungen entstand die Idee, daraus einen Comic zu gestalten. Unser Ziel: Das Leben und Wirken der heiligen Birgitta von Schweden unterhaltsam und informativ zusammenzufassen. Gegen Ende stellen wir auch eine kühne These auf, wie der Birgitten-Band in die Brauweiler Abteilung gelangt sein könnte. Das ist natürlich nur eine Vermutung ...
Die Inkunabel und den Comic „Birgitta 1300 -1373“ haben wir für die Ausstellung „Wissen & Bewahren - Schätze aus der Klosterbibliothek Brauweiler“, die vom 5. April bis 4. August 2024 in der Abtei Brauweiler vom Freundeskreis der Abtei Brauweiler e.V. gezeigt wurde, zur Verfügung gestellt >>
Der Band ist Teil der Sammlung "Gymnasialbibliothek", Signatur: GBIV1456
April 2024 - EIN BUCH IST EIN ORT. WALLRAFS BIBLIOTHEK FÜR KÖLN.
Die USB zu Gast im Historischen Archiv mit Rheinischem Bildarchiv
Vom 12. April bis 9. Juni 2024 präsentieren wir unsere Ausstellung "Ein Buch ist ein Ort. Wallrafs Bibliothek für Köln", die wir zusammen mit unserem Kulturpartner, dem Historischen Archiv mit Rheinischem Bildarchiv und dem Dreikönigsgymnasium geplant und ausgeführt haben.
Die Ausstellung bietet die seltene Gelegenheit, die Herzstücke der Wallraf'schen Bibliothek zu sehen, zu erfahren, welche Bedeutung sie für Wallraf hatten und wie wichtig ihre Rettung für uns heute ist.
EIN BUCH IST EIN ORT, ...
... in dem Ereignisse, Taten, Worte und Geschichten festgehalten werden. Nur so können sie überdauern und die Erinnerung bewahren. Die Bibliothek von Ferdinand Franz Wallraf war und ist der zentrale Ort seiner Sammlungen. Er sammelte und bewahrte Bücher, um das in ihnen enthaltene Wissen weiterzugeben. Die Aufgabe, Wallrafs Bibliothek zu bewahren und das darin gespeicherte Wissen zugänglich zu machen, bleibt eine ständige Herausforderung für die Institutionen, die sie besitzen, und die Gesellschaft.
Weiter Informationen und Impressionen zur Ausstellungseröffnung unter wallraf200.de >>
April 2024 - Warnung vor Raubdruck!
Lizenzkampf im 17. Jahrhundert am Beispiel des 30jährigen Kalenders von Johann Heinrich Voigt aus dem Jahr 1674
Bis ins 20. Jahrhundert gab es in Deutschland kein Urheberrecht im heutigen Verständnis, dass das geistige Eigentum sowohl ideell als auch materiell schützt. Das deutsche Urheberrechtsgesetz selbst trat erst 1965 in Kraft.
Bei beliebten und damit lukrativen Texten kam es schon in den Anfängen des Buchdrucks zu unerlaubten Nachdrucken, sogenannten Raubdrucken. Drucker -später auch Verleger- erbaten sich daher von der Obrigkeit Sonderrechte, die das nicht autorisierte Nachdrucken und Vertreiben von Texten, z.T. zeitlich oder regional begrenzt, verbot. Dieses Sonderrecht nannte man Privileg. Der Obrigkeit bot sich damit im Gegenzug die Möglichkeit, Einfluss auf den Inhalt und die Verbreitung von Texten zu nehmen.
Johann Heinrich Voigt (1613-1691), Mathematiker, Astronom, Autor und Verleger versieht einen 30jährigen Kalender mit einer eindeutigen Warnung an Drucker: "Die unbefugten Bücher Nachdrucker werden vor Nachdruck und Schaden zum allersteiffigsten gewarnet."
Diese Warnung wird direkt unter dem „Lorbeerkranz“, den der Arzt und Medizinprofessor Johann Ludwig Hannemann (1640-1724) dem Autor für sein Werk verlieh, abgedruckt. Zusätzlich schrieb Voigt noch ins Impressum „In Verlegung des Authoris/bey welchem es auch zu bekommen“.
Sein Kalender war ein Versuch, den Julianischen Kalender mit dem Gregorianischen zu harmonisieren. Es handelt sich um eine erweiterte Ausgabe des bereits zwei Jahre zuvor in deutscher Sprache unter dem Titel "Calendrische An- und Vorschläge" erschienenen Werkes. Den neuen Kalender widmete Voigt Kaiser Leopold I. (1640-1705) und benannte ihn nach ihm. Vor seinem Tod hatte Voigt die Kalender bereits bis 1721 berechnet.
Das Kölner Wappen auf dem Einband verrät, dass dieses Buch einst in der Kölner Ratsbibliothek, der sog. Syndikatsbibliothek gestanden hat.
Voigt, Johann Heinrich: Ein und Dreyssig-Jährige Calender-Prob, Deß Zur Christlichen Zeit- und Fest-Vereinigung unmaßgeblich vorgeschlagenen Leopoldischen Reichs-Calenders, Vom Jahre 1670 biß ins Jahr 1700, Hamburg: Jn Verlegung des Authoris 1674, Signatur: KALE25-1674