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#OneBookShow

Ab 2025 zeigen wir im Foyer jeden Monat ein Buchobjekt aus unseren Sammlungen. Mal sind es Unikate, mal Beispiele aus der Massenproduktion. Herzlich willkommen zur #OneBookShow!

FEBRUAR | Kölle Alaaf. Frauen im Kölner Karneval des 19. Jahrhunderts

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  • Vorder- und Rückseite des Liederheftes zum Damen-Comitee am 2. Februar 1895 im Viktoria-Saale Großansicht:
    Vorder- und Rückseite des Liederheftes zum Damen-Comitee am 2. Februar 1895 im Viktoria-Saale
  • Großansicht:
    Rückseite des Liederheftes mit einer Columbine (=weiblicher Harlekin)
Liederheft zum Damenkomitee in der Session 1895

Im Februar zeigen wir ein originales Liederheft der Karnevalsgesellschaft Kölner Funken-Infanterie aus dem Jahr 1895. Diese Gesellschaft, gegründet 1823 und bekannt als „Rote Funken“, spielte eine zentrale Rolle in der Gestaltung der Kölner Karnevalstradition. Das Heft, herausgegeben von den Gebrüdern Brocker, enthält die Lieder für eine Sitzung des Damen-Comitees, die am 2. Februar 1895 im Viktoria-Saal am Waidmarkt stattfand – natürlich mit anschließendem „Tänzchen“.

Lieder zum Damen-Comitee am 2. Februar 1895 im Viktoria-Saale, mit nachfolgendem Tänzchen.
Köln: Gebrüder Brocker, 1895
Signatur: RHKG377-1886/1900

Zur Zeit des Erscheinens des Hefts war der Eisenbahningenieur Karl Bormkessel (genannt "Brummpott") Präsident (1887 bis 1899). Erste Damenkomitees in Köln gab schon in den 1830er Jahren. Über zehn Jahre später veranstalteten die Karnevalsvereine jeweils reine Herren- und Damensitzungen, so konnte das Programm dem jeweiligen Publikum angepasst werden. 

Die Lieder trugen erheblich zur Stimmung bei und waren so wichtiger Bestandteil jeder Sitzung. Die größeren Karnevalsgesellschaften druckten sie daher in Liederheften. In den 1880er Jahren war es üblich, für jede Sitzung ein Liederheft vorzulegen. Am Ende der Session wurden diese zu einem Jahr- und Liederbuch zusammengebunden und verkauft.  Die größeren Gesellschaften sammelten diese Hefte, die später zu beliebten Souvenirs oder Geschenken für Gäste wurden, die als Nichtmitglieder an bestimmten Veranstaltungen teilnehmen durften. 

Bei der Uraufführung des Funkentanzes am Rosenmontag, 25.02.1895, trat das erste weibliche Funkentanzmariechen des Karnevals auf, das lange Zeit die einzige Frau in dieser Rolle bleiben sollte. 

(Quelle: Die Geschichte der Roten Funken - Geschichte der Soldaten der „Freien Reichsstadt Cölln“ genannt „Rote Funken“ vun 1873 bis1897)
 

Mehr zur Rheinischen Kulturgeschichte finden Sie in unseren Sammlungen:

Sie interessieren sich für Kölsche Lieder? Dann ist die Liedersammlung der Akademie för uns Kölnsche Sproch eine gute Anlaufstelle für Sie! Dort kann man nach 15.000 Titel recherchieren, die Liedtexte im Suchergebnis werden dann in Originalfassung, angepasster Schreibweise und deutscher Übersetzung angezeigt.

JANUAR | Moderne Einbandkunst. Nicht nur Papier, Leder & Pergament

vergrößern:
Kunsteinband von Silas Schmidt (2009) Foto: Catrin Blachani, USB Köln
Kunsteinband aus Aluminiumdosen von Silas Schmidt (2009)

Experimenteller Bucheinband von Silas Schmidt. 2009 war er noch Auszubildender in unserer Buchbinderwerkstatt. Während seiner Ausbildung zum Buchbinder der Fachrichtung Einzel- und Sonderanfertigung nahm er zwischen 2007 und 2009 sehr erfolgreich an mehreren internationalen Bucheinbandwettbewerben teil. 2009 wurde er u.a. als "Winner over all" in Edinburgh ausgezeichnet. Danach studierte Silas Schmidt bis 2015 an der Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle. Seit 2016 ist er freischaffender Künstler.

Die zusammengepressten Aluminiumdosen sind mit einem Draht verbunden und auf der eigentlichen Einbanddecke montiert. Der verschlungene Draht mit dem Stay-on-Tab-Verschluss der Dosen dient als flexibles und verbindendes Rückenelement. Befestigt wurde der Kunsteinband auf: 

Wilhelm Tell / von Schiller, Friedrich, Baumberger, Otto. - Zürich : Silva-Verl, 1955. - 133 S. : zahlr. Ill, Signatur: 14B3253

Dieses Buch stammt aus der Sammlung Dr. Gernot Uwe Gabel (1941-2024). Silas Schmidt hat den Einband für die USB-Ausstellung zum 250. Geburtstag von Friedrich Schiller (1759-1805) gestaltet: "Der bebilderte Schiller. Illustrationen des 19. und 20. Jahrhunderts". 

Buchkunst - zwischen Tradition und Innovation

Im 19. Jahrhundert erlebte der Buchmarkt eine Revolution: Der individuelle Handeinband, ein Symbol für Kreativität und Kunstfertigkeit, wurde zunehmend von preiswerten, maschinell produzierten Verlagseinbänden aus Leinengewebe verdrängt. Die Einbände verloren dabei ihren einzigartigen Charakter.

Doch nicht alle Verleger*innen ließen sich davon beeindrucken. Sie beauftragten Maler*innen, Grafiker*innen und Architekt*innen damit, außergewöhnliche Einbände und kunstvollen Buchschmuck zu gestalten. So entstanden Werke, die durch ihre Vielfalt und Liebe zum Detail glänzten – für jeden Geschmack und Geldbeutel. Diese Tradition lebt bis heute fort. Somit bereichern besonders gestaltete Verlagseinbände oder in kleiner Auflage produzierte Buchobjekte den Buchmarkt.

Der individuelle Handeinband als Kunstform

Die moderne Buchkunst verbindet Wort und Bild auf einzigartige Weise und versteht die Buchgestaltung als ganzheitliches Erlebnis. Ein Einband kann den Text umschmeicheln und ihm ein „Gesicht“ verleihen – oder ganz bewusst in Kontrast dazu stehen, ihn hinterfragen oder sogar ignorieren.

Künstlerbücher gehen noch einen Schritt weiter: Hier tritt der Text oft in den Hintergrund oder verschwindet vollständig. Das schafft Platz für eigenständige, experimentelle Ausdrucksformen.

Bei den Materialien sind der modernen Einbandkunst nahezu keine Grenzen gesetzt, natürliche wie künstliche Werkstoffe sind möglich. Es geht nicht nur darum zu illustrieren, sondern etwas Eigenständiges zu kreieren: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar.“  (Paul Klee, Maler und Grafiker, 1879-1940)

Einlass

Sie können die Ausstellung auch ohne Bibliotheksausweis besuchen. Die Vitrine zur #OneBookShow finden Sie hinter den Büchertauschregalen. Der Eintritt ist frei!

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag von 9 bis 24 Uhr | Samstag und Sonntag von 9 bis 21 Uhr

Kontakt