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9. April 2025 - Tag der Provenienzforschung

Zum Tag der Provenienzforschung am 9. April 2025 wird dieser Beitrag auch in RETOUR - freier Blog für Provenienzforschende veröffentlicht.

von Svenja Berkensträter

Wiederbelebung historischer Sammlungen in der USB Köln

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Bücher aus der Gymnasialbibliothek mit Provenienzstreifen. Foto: Berkensträter/USB

Wie fast überall begann die Provenienzforschung an der Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) Köln 2005 mit der Frage nach Raubgut aus der NS-Zeit. Da die Inventarisierungsbücher, die die Erwerbungen bis zum Jahr 1948 verzeichneten, infolge des Krieges verlustig gegangen sind, fielen sie als Anhaltspunkt raus. Unsystematische und systematische Suchen haben aber zu einigen Identifikationen von Raubgut und dessen Restitutionen geführt, wobei als größter Erfolg die Rekonstruktion der Bibliothek von Elise und Helene Richter gelten kann, die virtuell wieder zum Leben erweckt wurde.[1] 542 Bücher konnten durch den Vergleich mit erhaltenen Listen, Briefen und teilweise vorhandenen Exlibris ausfindig gemacht werden. Die beiden jüdischen Schwestern aus Wien hatten ihre philologische Büchersammlung 1941 der USB angeboten, wurden aber deportiert, bevor die Bezahlung erfolgte. Nichtsdestotrotz kamen die Bücher 1942 in die USB, wo sie sich noch heute – dank einer gütlichen Einigung mit den Erben nun auch rechtmäßig – befinden.

Die Ergebnisse der hiesigen Provenienzforschung werden aber nicht nur in spezifischen Sammlungsportalen veröffentlicht, sondern auch in dem übergreifenden Kölner Provenienzportal.[2] Hier wird der Bibliothekskatalog der USB mithilfe eines eigens entwickelten Verfahrens mit den Provenienzinformationen und falls vorhanden sogar den Digitalisaten betreffender Eintragungen verbunden.

Banner auf der Startseite des Kölner Provenienzportals.

Aktuell legt die USB mit den LAM-Projekten (Libraries, Archives, Museums) einen besonderen Schwerpunkt auf die Buchbestände von Klöstern, die sich im Zuge der Säkularisierung verstreuten. Viel davon ist über die Gymnasialbibliothek in die Magazine der USB gelangt, wo heute so gesehen Franziskaner Seite an Seite neben Dominikanern stehen – nur getrennt durch die dicken Ledereinbände. Die Bestände von mindestens 19 Klosterbibliotheken sind hier greifbar. Sie werden kontinuierlich erschlossen, mit eventuell vorhandenen historischen Katalogen abgeglichen und digital wiedervereint. Das erste Großprojekt, das die Rekonstruktion der Kölner Jesuitenbibliothek in Angriff nahm, wurde 2023 abgeschlossen und resultierte in einem Portal, das zum Stöbern einlädt.[3] Mit Informationstexten, Registern und Wortwolken eröffnet es für jedes Interesse einen passenden Einstieg. Die Kategorie „Fundstücke aus der Kölner Jesuitensammlung“ bietet außerdem Beiträge zu einzelnen Objekten und Aspekten der Sammlung. Rätseln Sie mit an einem möglichen Besitzvermerk des Hexenverfolgungskritikers Friedrich Spee oder tauchen Sie ein in die Spekulationen über den Verbleib des jesuitischen Vermögens nach der Aufhebung des Ordens!

 

Darstellung der Titel- und Provenienzinformationen von GBII+D208-1/2 im Sammlungsportal der Jesuitenbibliothek.

Seit dem Abschluss des Jesuitenprojektes arbeitet sich das Team des LAM-Projektes „Klosterbibliotheken im Kölner Raum“ nun Kloster für Kloster durch Köln und das Umland. Eine detaillierte Projektbeschreibung findet sich auf den Seiten der USB.[4] Das entsprechende Sammlungsportal ist noch im Entstehen. 

Große Schnittmengen hierzu weist der umfangreiche Bestand an Inkunabeln auf, der parallel zu der klosterspezifischen Suche systematisch auf Provenienzmerkmale durchgesehen wird. Wenn wir die Bücher solcher alten Bestände in der Hand halten, fallen an einzelnen Exemplaren natürlich auch immer wieder Besonderheiten wie handschriftliche Notizen, Zeichnungen oder ein kunstvoller Einband auf, die wir gleich mitverzeichnen.

Bleiben Sie also gespannt, was die Provenienzforschung an der USB weiterhin hervorbringt!

 

Svenja Berkensträter arbeitet als Wissenschaftliche Hilfskraft an der Erschließung der Inkunabeln in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln.

[1] Virtuelle Bibliothek Elise und Helene Richter (aufgerufen am 06.03.25).

[2] Kölner Provenienzportal (aufgerufen am 06.03.25).

[3] Jesuitensammlung Köln  (aufgerufen am 06.03.25).

[4] Klosterbibliotheken im Kölner Raum. Ein LAM-Projekt (aufgerufen am 06.03.25).