OTTO WOLFF - THEMENKREIS REVOLUTION
Das Herzstück der großen Bibliothek von Otto Wolff, die rund 10.000 Bände umfasst hat, bildet die Literatur zur deutschen (vorw. preußischen) und französischen Geschichte. Insbesondere für die Revolutionen von 1789, 1830 und 1848 sind viele, darunter seltene Stücke vorhanden. Die nächstgrößere Abteilung sind die wirtschaftswissenschaftlichen Bücher. Wolff gliederte seine Bibliothek in 25 Sachgruppen. Diese Aufstellung wurde in der USB beibehalten. Die Bibliothek steht geschlossen unter der Signatur "WOLF", gefolgt von der Wolff'schen Bezeichnung, z.B. "F" für die Literaturgruppe "Friedrich der Große". Außer Büchern gehören Autographen und Kleinstdrucke, die in 11 separaten Mappen untergebracht sind, zur Sammlung. Letztere sind in einem eigenen Projekt der USB erschlossen und dem Katalog der Bibliothek hinzugefügt worden. Die Bibliothek Otto Wolff wurde der USB Köln 1940 gestiftet.
BIOGRAFISCHE NOTIZEN ZU OTTO WOLFF (1881-1940)
Otto Wolff wurde am 8. April 1881 in Bonn geboren. Sein Vater Johann Peter Wolff (1845-1892) war Organist an der Stiftskirche. Wolff absolvierte eine kaufmännische Ausbildung. Nach seiner Militärzeit ging er nach Köln und arbeitete zunächst als Vertreter des Schrotthändlers Pelzer. Mit 23 Jahren machte er sich als Kaufmann selbstständig und expandierte mit der "Otto Wolff OHG" sehr erfolgreich. Die Universität zu Köln ernannte den Großindustriellen am 25. Juni 1938 zum Ehrensenator. Otto Wolff hat sich nicht nur als passionierter und systematischer Sammler von Büchern hervorgetan, sondern er verfasste 1932 auch das Werk: "Die Geschäfte des Herrn Ouvrard: Aus dem Leben eines genialen Spekulanten", eine Erzählung, die in der Zeit der französischen Revolution spielt, einer von Wolff bevorzugten historischen Periode. Wolff, der die USB Köln seit den 20er Jahren kannte, hatte seit 1933 des Öfteren Kontakt zum damaligen Direktor Hermann Corsten. Bei einem Besuch im Jahr 1939 versprach er diesem, seine Bibliothek nach seinem Tode dem Hause zu überlassen. Da Otto Wolff am 22. Januar 1940 in Berlin verstarb, trat diese Abmachung nur wenige Monate später in Kraft.
Mit Ottmar Strauß als Teilhaber gründete Wolff 1904 die Eisengroßhandlung Otto Wolff OHG. Diese ging im Handel mit Schrott neue Wege. So kaufte man Industrieanlagen auf, um sie anschließend zu verwerten. 1912 besaß die Firma bereits Zweigniederlassungen in Berlin und Leipzig. Der Erste Weltkrieg führte zu keinem Einbruch. Die Expansion schritt sogar noch voran, da das Geschäft auf alle Sparten des Eisenhandels ausgedehnt werden konnte. Wolff wurde Aktionär von Stahl- und Hüttenwerken. Die Inflationsjahre der Zwischenkriegszeit brachten Einbußen mit sich, doch konnte sich die Firma Anfang der 1930er Jahre davon erholen.
Otto Wolffs Interesse für französische Geschichte und seine Beziehung zu Frankreich kamen nicht von ungefähr. 1919 hatten die Franzosen den Vorschlag der Deutschen Reichsregierung akzeptiert, Otto Wolff zum Leiter des Reparationsprogramms für Frankreich zu ernennen. Damit zog er sich den Hass der Nationalsozialisten zu, die in der Folge danach trachteten, Wolff als "aliierten Erfüllungsgehilfen" zu denunzieren und geschäftlich zu ruiinieren. Das gelang ihnen letztendlich nicht, denn der Kölner Unternehmer verschuldete sich absichtlich im Ausland derart hoch, weil er wusste, dass die Begleichung dieser Schulden nur in vollem Umfang zu erfolgen hätte. Die Bestimmungen aus den Reparationsverträgen (Dawes-Plan, Young-Plan) sahen dazu nämlich vor, dass der ganze Betrag fällig geworden wäre, eine Summe, für die die Devisen der Deutschen Reichsbank zu dieser Zeit gar nicht ausgereicht hätten. Ab 1923 engagierte sich Wolff dafür, die Wiederaufnahme der Geschäftsbeziehungen nach Frankreich vertraglich zu befördern.
Nach dem Tod von Otto Wolff übernahm sein Sohn Otto Wolff von Amerongen das Geschäft.
Die Rolle des Konzerns in der NS-Zeit, insbesondere das Ausscheiden von Ottmar Strauß, der völlig verarmt im Schweizer Exil starb, ist 2005 in der WDR-Dokumentation "Das Erbe der Väter - Wie der Otto Wolff-Konzern arisch wurde" dargestellt. 1990 wurde der Otto-Wolff-Konzern verkauft. Er existiert aber unter dem Dach von ThyssenKrupp teilweise als eigene Einheit weiter.
ZUR ERWERBUNGSGESCHICHTE DER BIBLIOTHEK WOLFF
Otto Wolffs mündliche Zusage an Direktor Hermann Corsten war bindend. Seine Bibliothek mit Ausnahme der rund 1300 in seiner Kölner Wohnung verbliebenen Bände befand sich bei seinem Tod in Berlin. Sie wurde der Stadt Köln gestiftet. Im August 1940 veranlasste ein mit Wolffs Nachlass beauftragtes Berliner Notariat die Übersendung von 113 Kisten. Das Begleitschreiben wurde dem damaligen Archivdirektor der Stadt Köln Erich Kuphal zugesandt. Dieser unterstützte Corsten in einem gemeinsamen Schreiben an den Kölner Oberbürgermeister, in dem das Leitmotiv der USB bezüglich der Erwerbungen von Sammlungen vorangestellt wurde, nämlich: "Dass die USB aus grundsätzlichen Erwägungen Wert darauf legt, alle der Stadt anfallenden Bücher zu bekommen (...)". Rektor und Oberbürgermeister waren einverstanden. Im Juli 1941 wurde mit der Aufstellung der Bücher begonnen. Zwei Jahre später mussten jedoch die Bände, wie auch der gesamte Bestand der USB, zum Schutz vor Bombenangriffen ausgelagert werden.
AUSGEWÄHLTE LITERATUR
- Quarg, Gunter: Otto Wolff (1881-1940), in: Kölner Sammler und ihre Bücherkollektionen in der Universitäts- und Stadtbibliothek;
- Bellot, Josef: Die Bibliothek des Großkaufmanns Otto Wolff in der Universitätsbibliothek Köln. Köln, 1955. Signatur: RHFOL2154
- Lange, Gisela: Literatur zur Unternehmensgeschichte aus der Sammlung Otto Wolff. Köln, 2014. Schriften der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, 24;
- Danylow, Peter (Hg.): Otto Wolff: ein Unternehmen zwischen Wirtschaft und Politik. München, 2005. Signatur: 32A1268
- Otto Wolff im Pressearchiv "Pressemappe 20. Jahrhundert" der ZBW Leibniz Informationszentrum Wirtschaft.