Seit Ende der 1970er Jahre ist es der USB gelungen, rund 6.000 Bände aus der Bibliothek des Kölner Ordinarius für Germanistik Professor Josef Quint zu erwerben. Die Bücher des bedeutenden Philologen erweitern den Bestand der USB um Werke aus den Gebieten Theologie, Klassische Philologie, Mittellatein und Ältere Germanistik. Insbesondere Josef Quints Handapparat zur Eckhart-Forschung stellt eine besondere Ergänzung dar. Weiteres Forschungsmaterial befindet sich in der Katholischen Universität Eichstädt. Herzstück der Quintschen Bibliothek in der USB sind seine eigenen Editionen und Übertragungen der deutschen Traktate und Predigten von Meister Eckhart ins Neuhochdeutsche.
Weitere Zeugnisse seiner Lehr- und Forschungstätigkeit sowie die, seit 1945 erhaltene, Korrespondenz, Zeichnungen, Kompositionshandschriften und Gedichte befinden sich noch im Familienbesitz.
Das Portrait im Sammlungsbanner ist ein Selbstbildnis Josef Quints aus dem Jahr 1947. Die Abbildung erfolgt nach der freundlichen Genehmigung von Frau Nina Quint-Teutenberg.
Josef Quint (1898-1976)
Professor Dr. Josef Quint wurde am 28. März 1898 in Bonn geboren. Das Studium der Germanistik, Anglistik und Romanistik absolvierte er, nach Notabitur und Teilnahme am Ersten Weltkrieg an der Universität seiner Heimatstadt. Nach der Promotion im Jahr 1927 über „der Mitteldeutsche Karl und Elegast nach der Zeitzer Handschrift“ bei Theodor Frings, Rudolf Meissner und Josef Müller hielt er seine Antritts- vorlesung 1927 in Bonn über „Die Sprache Meister Eckharts als Ausdruck seiner mystischen Geisteswelt“. 1932 habilitierte er sich mit einer gewichtigen (rund 1.000 Seiten) Arbeit zur Überlieferung der deutschen Predigten Meister Eckeharts'. Diese Arbeit legte den Grundstein zu seiner insgesamt 50 Jahre andauernden Meister-Eckhart-Forschung. Am 14. Dezember 1976 verstarb Josef Quint in Köln.
Biografische Notizen zu Josef Quint
Biographische Notizen
In Josef Quints akademischem Lebensweg treten die kriegsbedingten Umbrüche besonders hervor. Nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg konnte er mit dem Studium an der Universität in Bonn beginnen. Nach der Dozentur an seiner Heimatuniversität, folgte er 1938 dem Ruf als Ordinarius für Ältere deutsche Philologie an die Universität Breslau. 1944 wurde Josef Quint als Soldat nach Russland beordert und geriet in sowjetische Gefangenschaft. Sein Besitz, seine Bibliothek und ein wesentlicher Teil seiner Forschungsmaterialen fielen in Breslau dem Krieg zum Opfer. Den ersten Forschungen, die Quint nach dem Krieg in Bonn betrieb, folgte 1948 an der neugründeten "Universität des Saarlandes", wo er den Lehrstuhl für germanische Philologie übernahm, die Wiederaufnahme der Eckhart-Editionsarbeiten. Nachdem er einen Ruf der Universität Tübingen abgelehnt hatte, kehrte er 1955 ins Rheinland zurück. Seine Antrittsvorlesung an der Universität zu Köln hielt er am 23. Februar 1956. In seiner Zeit als Ordinarius an der Kölner Universität erschien schließlich der erste Band der Eckhartschen "Predigten, Bd. 1", dem 1963 die "Traktate" folgten. Nach der Emeritierung von Josef Quint folgten 1971 Predigten, Bd. 2 und 1976 Predigten, Bd. 3. Die Fertigstellung des Bandes 4 erfolgte nach Quints Tod im Dezember 1976 an der Katholsichen Universität Eichstädt.
50 Jahre Meister Eckhart-Forschung
1934 beauftragte die "Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft", die Vorläuferinstitution der heutigen Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Josef Quint, eine erste wissenschaftliche Ausgabe der deutschen Werke Meister Eckharts zu editieren. Eine Voraussetzung dieser Editionsarbeit war jedoch das Suchen und Finden von Handschriften, die der Philologe in Bibliotheken des In- und Auslandes nachweisen und rezipieren konnte. Waren zunächst nur 45 "Eckhart-Handschriften" bekannt gewesen, so förderten Quints Forschungen rund 250 weitere zu Tage. Seine Entdeckungen belegte er in drei Fundberichten zur handschriftlichen Überlieferung der deutschen Werke Meister Eckharts. Josef Quints Forschungen "(...) halfen die hochproblematische, teilweise verhängnisvoll brüchige Überlieferung, die nur aus Kopien von mit Missverständnissen, Entstellungen und Verderbnissen aller Art durchsetzten Hörernachschriften des gesprochenen Predigerwortes besteht, wenigstens relativ zu sichern. Auf dieser Basis (...) gelang es ihm, das entscheidende Problem der Authentizität der tradierten Texte, dem man bislang nur mit größter Skepsis und Hilflosigkeit gegenüberstand, auf denkbar beste Weise zu lösen und einen Wortlaut zu konstituieren, der sowohl den ursprünglichen Gedanken Eckharts als auch seine so charakteristische Prägung verlässlich wiedergibt." (Aus dem Nachruf der Universität zu Köln vom 1.2.1977)
"Philologe wider Willen" - ohne Widerwillen
Josef Quints Profession war die germanistische Medievistik, seine Passion hingegen war die Kunst. "Professoren malen", lautet der Titel eines Artikels in der Kölner Studentenzeitschrift "perspektiven", in der auch Professor Quint mit einem Bildnis des Geheimrats Meißner vertreten war. Schon in Jugendjahren hatte er mit beachtlichem Erfolg gezeichnet und gemalt. So hat sein mit 15 Jahren gezeichnetes Bild von Leonordo da Vincis "Das Abendmahl" den Krieg überstanden und ziert heute das Kloster Helfta in Lutherstadt Eisleben. Im Familien- und Freundeskreis bekannt sind auch seine Gedichte und Kompositionen, die sich heute im privaten Nachlass der Familie befinden. Der wissenschaftliche Nachlass von Josef Quint befindet sich heute weitgehend im Kölner Universitätsarchiv und in der Forschungsstelle für geistliche Literatur des Mittelalters der Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Meister Eckhart (1260-1328)
Eckhart von Hochheim wurde um 1260 in Thüringen geboren. Er gehörte dem Orden der Dominikaner an. Bevor ihn sein Orden an die Universität Paris schickte, hat er an der Universität Köln im Generalstudium Theologie studiert, wohl auch bei Albertus Magnus, worauf Zitate Eckharts hindeuten. Eckhart gehörte dem Erfurter Dominikanerkloster an, dessen Prior er 1294 wurde. 1302 erfolgte in Paris seine Promotion zum Magister ("Meister"). Wie zuvor Thomas von Aquin wurde auch ihm die Ehre zuteil, den für Nichtfranzosen reservierten Lehrstuhl der Dominikaner einzunehmen (1302/03 und 1311/12). 1303 wählte ihn der Orden zum Provinzial der neuen Provinz Saxonia. Die Schriftauslegungen (Traktate) und Predigten (Sermones) in lateinischer und deutscher Sprache machen das Hauptwerk Meister Eckharts aus. Dabei behandeln seine deutschen Predigten, die Gegenstand der Forschungen von Josef Quint waren, ausschließlich die religiöse Welt, "in der nur Gott und die Seele Bedeutung haben" (Urban Plotzke). Zu den bekanntesten Werken zählen das "Buch der göttlichen Tröstung" und die Predigt "Vom edlen Menschen". 1328 ist Meister Eckhart in Avignon gestorben
Briefzitat und alle Abbildungen von Nina Quint-Teutenberg, Köln 2016