Thorbecke - Expedition nach Kamerun
Franz Thorbeckes Bücher befinden sich heute in der Universitäts- und Stadtbibliothek. Die Aufteilung der Bibliothek ist den Umständen der Kriegs- und Nachkriegszeit geschuldet, denn seine Bücher hatte der 1942/43 aus Köln nach Thüringen verzogene Emeritus in der Obhut der Universität gelassen. Nachdem Thorbecke am 12. August 1945 in Winterstein im Thüringer Wald gestorben war, verkaufte seine Witwe 1949 die Privatbibliothek an die USB.
Biographische Notizen zu Franz Thorbecke
Franz Thorbecke war ein deutscher Geograph. Er wurde am 8. November 1875 in Heidelberg geboren. Nach dem Studium in Heidelberg und Göttingen ging er zunächst in den Schuldienst. 1907 nahm er an einer wirtschafts-geographischen Expedition in die deutsche Kolonie Kamerun teil. Die dort errungenen Forschungsergebnisse bildeten die Grundlage für Thorbeckes Dissertation über "Das Manenguba-Hochland" von 1911. Im gleichen Jahr ernannte ihn die Deutsche Kolonialgesellschaft zum Expeditionsleiter einer weiteren Kamerun-Expedition, die bis 1913 währte. 1917 wurde Thorbecke an den geographischen Lehrstuhl der Kölner Handelshochschule berufen. Nachdem 1919 die Kölner Universität wiedereröffnet worden war, wurde er Ordinarius des Geographischen Instituts. Afrika, koloniale Aspekte und Wirtschaftsgeographie bildeten den Schwerpunkt in Thorbeckes wissenschaftlichem Wirken. 1942 wurde er emeritiert. Sein reich illustriertes Hauptwerk "Im Hochland von Mittel-Kamerun" erschien ab 1914 in vier Teilen. Der letzte Teil (4,2) wurde von seiner Frau Marie Pauline Thorbecke 1951 herausgegeben.
Franz Thorbecke studierte an den Universitäten Heidelberg und Göttingen Geographie, Mathematik und Naturwissenschaften. Vom SS 1898 bis zum Herbst 1903 war er wissenschaftlicher Assistent von Professor Alfred Hettner am Geographischen Seminar der Universität Heidelberg und Redaktionsassistent der "Geographischen Zeitschrift" (1901-1907). Ab dem WS 1909/10 war Thorbecke nebenamtlicher Dozent für Wirtschaftsgeographie an der Handelshochschule in Mannheim. Auf seiner ersten Kamerun-Expedition (1907/08) begleitete er Professor Kurt Hassert, dem er nach dessen Emeritierung 1917 auf dem geographischen Lehrstuhl der Handelshochschule Köln nachfolgte. Der ersten Reise folgte eine, nun von Thorbecke geführte Expedition nach Kamerun, im Auftrag der Deutschen Kolonialgesellschaft. Bereits in den Jahren 1913/14 und 1916 hatte Thorbecke für jeweils ein Semester die Vertretung der Ordinarien in Heidelberg und Marburg übernommen. Im WS 1914/15 habilitierte er sich. Ende 1916 nahm Throbecke den Ruf der Städtischen Handels-Hochschule in Köln an. Von 1919 bis 1942 war Thorbecke Professor am Geographischen Institut der Universität Köln. Franz Thorbeckes Frau, die Ethnologin, Fotografin und Malerin Marie Pauline Berthold (1882-1971), begleitete und unterstützte seine Forschungen. Sie illustrierte das Gesamtwerk und veröffentlichte selbständig ihr Reisetagebuch "Auf der Savanne" (1914). Zeitlebens leistete sie einen maßgeblichen Beitrag zur wissenschaftlichen Arbeit Thorbeckes, zumal er jahrelang fast erblindet war.
Die Sammlungen Franz Thorbeckes
Bereits 1943 hatte der im Jahr zuvor emeritierte Thorbecke dem damaligen Direktor der USB Hermann Corsten das Vorkaufsrecht für seine Privatbibliothek eingeräumt. Bedingung war, dass die in Köln verbliebene Büchersammlung von Corsten aus Thorbeckes Privatwohnung geholt und und vor den Bombenangriffen in Sicherheit gebracht wurde. Der Bibliotheksdirektor stimmte diesem Vorhaben zu und veranlasste die Übernahme und Auslagerung. 1949 bot Thorbeckes Witwe die Bücher der USB Köln zum Kauf an. Dieser erfolgte mit Mitteln der USB und der Universität. Anschließend wurden einige Werke aus Franz Thorbeckes Besitz aus dem Geographischen Institut an die USB überstellt. Eine weitere Aufteilung erfuhr die Bibliothek Anfang der 1950er Jahre durch die Abgabe von rund 650 Titeln an das 1950 gegründete Wirtschafts- und Sozialgeographische Institut, dessen Leiter der Thorbecke Schüler Theodor Kraus war. Diese Bücher und Karten wurden dem Institut als Dauerleihgabe überlassen. Eine große völkerkundliche Sammlung hatte das Ehepaar Thorbecke nach der Kamerun-Expedition der Stadt Mannheim als Gegenleistung für einen Reisekostenzuschuss von 10.000 Mark übereignet. Die Sammlung befindet sich in den Reiss-Engelhorn-Museen (rem) in Mannheim. Die von Marie Pauline Thorbecke angefertigten völkerkundlichen Fotografien der Reise schenkte diese dem Kölner Rautenstrauch-Joest Museum für Völkerkunde. Ein Teil des Nachlasses (vorwiegend Institutsakten) von Franz Thorbecke befindet sich im Archiv der Universität zu Köln (UAK).
ausgewählte Literatur
- Freitäger, Andreas: Franz Thorbecke (1875-1945), in: Kölner Sammler und ihre Bücherkollektionen in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, 2003, S. 150-159. Wiese, Bernd: Weltansichten: Illustrationen von Forschungsreisen deutscher Geographen im 19. und frühen 20. Jahrhundert ; Graphik, Malerei, Photographie ; die Wirklichkeit der Illustration? Köln, 2011.
- Horstmann, Anne-Kathin: Koloniale Geographie - das Ehepaar Franz und Marie Pauline Thorbecke, S. 101 - 106. - aus: Köln und der deutsche Kolonialismus - Eine Spurensuche. - Köln: Böhlau, 2013. - 286 S. - ISBN 978-3-412-21017-5