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Tiefenerschließung der USB-Inkunabeln

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  • Handgeschriebene Katalogkarte einer Inkunabel aus dem Jahr 1493. Großansicht:
    Der alte Katalog des 19. Jh. erfasst die Titeldaten der Inkunabeln auf Karteikarten.
  • Eine Mindmap auf dem Hintergrund eines Inkunabel-Titelblattes illustriert die verschiedenen Kategorien, die wichtig für die Tiefenerschließung einer Inkunabel sind. Großansicht:
    Eine Mindmap illustriert die verschiedenen Kategorien, die wichtig für die Tiefenerschließung einer Inkunabel sind.
  • Eine Buchseite mit einer Vielzahl handschriftlicher Eintragungen. Großansicht:
    Die Vielzahl der handschriftlichen Eintragungen lässt das Druckwerk in den Hintergrund rücken. Signatur: ENNE200
  • Am unteren Rand hat sich hier der Initialenmaler in seinem Werk verewigt, der über das neue Erfassungsschema als beteiligte Person mitaufgenommen werden kann. Signatur: GBIV6275 Großansicht:
    Am unteren Rand hat sich hier der Initialenmaler in seinem Werk verewigt, der über das neue Erfassungsschema als beteiligte Person mitaufgenommen werden kann. Signatur: GBIV6275
  • Frontansicht eines Ledereinbandes mit grafischen Verzierungen und zwei intakten Buchschließen. Großansicht:
    Die Gestaltung eines Einbandes kann auf bestimmte Werkstätten hinweisen. Die hier genutzten Stempel sind typisch für die Werkstatt des Kölner Benediktinerklosters Groß St. Martin. Signatur: ENNE99
  • Handschriftliche Buchseite mit dem Besitzvermerk. Großansicht:
    Dieses Werk kam durch einen Büchertausch mit dem Kloster Helenenberg in den Besitz der Kölner Kreuzbrüder, wie der Provenienzeintrag verrät. Signatur: GBIV7668

Die Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) beherbergt heute etwa 2350 Inkunabeln, also Druckwerke, die vor dem Jahr 1501 erschienen sind. Diese alten und besonders wertvollen Bücher stammen vor allem aus der Bibliothek Wallraf, der Gymnasialbibliothek, der Kölner Ratsbibliothek (Syndikatsbibliothek) und einigen weiteren Sammlungen. Im 19. Jh. wurde der Bestand formal erschlossen, eine den heutigen Standards angepasste, umfängliche Erschließung blieb jedoch lange ein Desiderat.

Während damals wie vielfach auch noch heute bei der Katalogisierung von Inkunabeln vor allem Wert auf die Titelerfassung gelegt wurde, verlagert sich der Fokus mittlerweile dahin, den Titel nur als einen Teil des großen Ganzen zu sehen. Denn das physische Objekt, also das Buch, das wir in den Händen halten, setzt sich aus sehr viel mehr Aspekten zusammen, die nicht nur für die Wissenschaft von Interesse sind, sondern auch den unikalen Charakter eines jeden Exemplars ausmachen. Dazu zählt der Einband mit seinen Stempeln und Beschlägen, das verwendete Papier mit seinen Wasserzeichen, die Ausstattung, die meist nach dem Druck ergänzt wurde (u. a. Initialen, Miniaturen, Rubrizierungen, Holzschnitte oder Blattzählungen), Eintragungen von Provenienzen, Annotationen jeglicher Art und Fragmente, die aus nicht mehr benötigten Handschriften ausgelöst und zur Verstärkung des Einbandes verwendet wurden. Da außerdem die Bindung eines Buches im 15. Jh. nicht mit dem Druck einherging, sondern erst nach dem Erwerb der bedruckten Bögen auf eigene Faust veranlasst wurde, eröffnet sich auch hier Raum für individuelle Ausgestaltung. Um den eigenen Geldbeutel genauso wie den Regalraum zu schonen, führte es oft dazu, dass gleich mehrere Werke mit oder ohne Bezug zueinander unter einem Buchdeckel zusammengefasst wurden. All diese Aspekte in Kombination können einen ansonsten unscheinbaren Titel in seinen konkreten Nutzungskontext einbetten, der uns mehr über das Leben und Lernen in der frühen Neuzeit verrät.

Umsetzung

Eine solche exemplarspezifische Herangehensweise ist in der Handschriftenkatalogisierung selbstverständlich, wohingegen Drucke für gewöhnlich über ihre Titel erfasst werden. In Bezug auf die Inkunabeln, die sich per se auf einer medialen Zwischenstufe von der Handschrift zum Druck befinden, scheint eine Sonderbehandlung, die diesem Umstand gerecht wird, daher nur sinnvoll. Trotzdem stellt sie vor dem Hintergrund der vorhandenen Inkunabelkataloge ein Novum dar, bei dem es zuerst gilt, die Frage nach dem „wie“ zu beantworten.

Seit Februar 2021 arbeitet ein Team des Dezernats 4 an der Entwicklung und Umsetzung eines Metadatenschemas, mit dessen Hilfe die Inkunabeln zukünftig bis ins Detail erschlossen werden können. Übertragen werden soll das Schema schließlich in die Daten- und Medienverwaltungssoftware easydb, sodass am Ende des Prozesses ein Online-Katalog punktgenaue Recherchen erlaubt.  Parallel dazu entsteht ein Handbuch zur Einführung und zur Erläuterung der einzelnen Kategorien, um das Datenmodell auch für andere Institutionen mit Inkunabelbeständen nutzbar zu machen.

 

Kooperationen

Das Projekt zur Tiefenerschließung der USB-Inkunabeln ist eng verzahnt mit dem Projekt Klosterbibliotheken im Kölner Raum und der Fragmenteforschung, die beide wertvolle Daten liefern, um das Erfassungsschema schließlich zu füllen. Zugleich bündelt es das bisher an weiteren unterschiedlichen Stellen – u. a. in der Altbestandskatalogisierung, der Einbandstelle und der Provenienzverzeichnung –  gesammelte Wissen um diesen wertvollen Bestand der USB.

Leitung

Altes Buch und Einbandstelle

Altbestandskatalogisierung

wissenschaftliche Beratung

Kollektionsmanagement

technische Umsetzung