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Biografische Notizen

Wallraf in den Zeiten der alten Reichsfreien Stadt Köln

Im Jahr 1748 geboren, ist Wallraf in der Endphase der Freien Reichsstadt Köln aufgewachsen, in der der begabte junge Mann aus einfachen Verhältnissen durch vielfältige Förderung Karriere machen konnte.

Wallraf besuchte das Gymnasium Montanum und unterrichtete dort später auch. 1772 zum Priester geweiht, wurde er 1784 Kanonikus an St. Maria im Kapitol und 1795 an St. Aposteln. 1786 erhielt er eine Universitätsprofessur für Naturgeschichte, Botanik und Ästhetik, 1788 promovierte er auch in Medizin. 1793 erfolgte seine Wahl zum letzten Rektor der alten Universität.

In jenen Jahren pflegte er vielfältige Kontakte zu intellektuellen, der Aufklärung zuneigenden Kreisen in Köln und Bonn; sein Kunstverständnis und sein Sammelgeschick entwickelten sich durch die Förderung einflussreicher Freunde, die seine ungewöhnlichen Talente früh erkannten und gezielt förderten.

Das Zusammentragen von allerlei künstlerischen und naturwissenschaftlichen Raritäten und Kuriositäten war eine im 18. Jh. weit verbreitete Leidenschaft. In Köln gab es einige berühmte "Kabinette", deren Besitzer um Anerkennung wetteiferten. Wallraf verfügte aufgrund seiner Herkunft und seiner Stellung nicht über großartige Mittel, aber sein Geschick, seine Sparsamkeit und die Umstände der Zeit ermöglichten ihm dennoch den Erwerb hervorragender Kunst- und Sammelstücke.

In diesen frühen Jahren verfasste Wallraf beispielsweise die lateinischen Inschriften für die Totenfeier des Kurfürsten 1784 und machte dadurch auf sich aufmerksam. Für den Kölner Rat fertigte der begabte Pädagoge 1786 eine Denkschrift zur "Verbesserung des stadtkölnischen Schulwesens"an. Die desolate Situation der Universität und der Gymnasien erforderte dringende Reformen, um der massiven Konkurrenz der entstehenden Bonner Akademie und späteren Universität zu begegnen.

Wallraf in zwei Jahrzehnten französischer Herrschaft

Die Zeit der französischen Besatzung ab 1794 war für Wallraf Höhepunkt seiner vielfältigen Tätigkeiten. Die Säkularisation und die Aufhebung der Stifte und Klöster im Rheinland eröffneten dem leidenschaftlichen Sammler ungeahnte Möglichkeiten. Durch sein großzügiges Vermächtnis an die Stadt ist unschätzbar wertvolles Kulturgut für Köln erhalten geblieben und bis heute auch öffentlich zugänglich.

Obwohl Wallraf 1797 den Treueeid auf die französische Verfassung zunächst verweigert hatte und deshalb als Rektor der Universität abgelöst wurde, fand er schnell wieder Tritt in der neuen Situation. Er war später sogar für die Ausrichtung der Feierlichkeiten beim Besuch Bonapartes in Köln 1804 und später auch für die Straßenumbenennungen der Franzosen in Köln verantwortlich. Sein Bestreben war es, nach Paris verbrachte Kunst- und Kulturgüter aus Kölner Besitz zurückzuholen, was ihm mit dem Rubens-Bild "Die Kreuzigung Petri" (1638) auch gelang. Seine ausgesprochen erfolgreiche Sammeltätigkeit sicherte ihm Anerkennung von allen Seiten.

Köln wird preußisch - und Wallraf auch

1815 wurde Köln schließlich preußisch - und auch dies war nicht zum Schaden des berühmten Sammlers: Er beeilte sich, dem König begeistert zu huldigen, wurde im Gegenzug mit Orden geehrt und erhielt in den letzten Lebensjahren sogar eine regelmäßige Pension vom preußischen Staat. Zu seinem 75. Geburtstag ehrte ihn seine Vaterstadt Köln mit einer öffentlichen Jubelfeier und erhob ihn zum (übrigens einzigen) "Erzbürger Kölns". 1824 verstarb Ferdinand Franz Wallraf und wurde auf dem von ihm gestalteten Melaten-Friedhof ehrenvoll beigesetzt.