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WEGWEISER ZUR ONLINE-AUSSTELLUNG

Obwohl die meisten Bücher der Jesuitenbibliothek Druckwerke und nicht Handschriften waren, handelt es sich doch um Unikate! Denn die Nutzung hinterließ an den Büchern mal dezente, mal unübersehbare Spuren. Diese lassen mitunter erahnen, wie die Druckwerke verwendet, aufgenommen und gedeutet wurden. Sie berichten vom jahrhundertelangen Dienst der Bücher als Informationsträger, Kommunikationsmittel und Wegweiser.

Das Kölner Jesuitenkolleg

1540 erkannte Papst Paul III. die Societas Jesu, die Ignatius von Loyola und seine Getreuen gegründet hatten, als katholischen Orden an. Die zwischenzeitlich aufgehobene und neugegründete Gemeinschaft ist heute als Jesuitenorden bekannt. Peter Faber, einer der Mitbegründer, kam bereits vier Jahre später nach Köln, um die erste Niederlassung der Jesuiten nördlich der Alpen einzurichten. Im Zuge einer katholischen Reform sah der Orden bald eine seiner zentralen Aufgaben in der Bildung. Die von ihnen in rascher Folge gegründeten Kollegien und Universitäten waren moderne Zentren der Wissenschaft. In Köln übernahmen die Jesuiten 1557 das städtische Gymnasium Tricoronatum. Bis 1798 gab es drei Gymnasien in der Stadt, deren oberste drei Klassen die Artes-Fakultät der Universität bildeten. Bereits nach wenigen Jahren zählte das Kölner Jesuitenkolleg zu den bedeutendsten Lehrinstitutionen in Europa und das Tricoronatum behauptete den Vorrang vor den beiden anderen Gymnasien Montanum und Laurentianum. Ein unverzichtbares Instrument für Forschung und Lehre der Ordensmänner und deren Schüler und Studenten war die Bibliothek, die gezielt aufgebaut wurde und, bestückt mit tausenden Bänden, ein Zentrum des Wissens darstellte. In der näheren und weiteren Umgebung Kölns war sie die größte und herausragendste. Die Bücher enthalten jedoch oft mehr als nur die publizierten Texte…

Bücher als Wegweiser

Das Wort „Wegweiser“ ist ein Hauptwort, ein Substantivum Maskulinum. Zerlegt man das Wort in seine Silben, ergibt sich „Weg-weis-er“, zerlegt man es in zwei Teile, erhält man erneut maskuline Formen, und zwar „Weg“ und „Weiser“. Letzterer hegt also wegweisende Absichten, die ein bestimmtes Ziel anstreben. Man mag Bücher sui generis bereits als Wissensträger und damit als Wegweiser betrachten. Doch bei unserer kleinen Auswahl aus Kölns Jesuitenbibliothek handelt es sich nicht um eine gewöhnliche Ausstellung von alten schönen Büchern. Vielmehr geht es darum, zu zeigen, wie die ursprüngliche Absicht eines Autors als Wegweisender durch Hinzufügungen, Streichungen, Wortänderungen und Illustrationen anderer abgeändert wurde. Dabei kommt es durchaus vor, dass durch das sichtbare Eingreifen in originäre Texte eine Vielzahl von Wegweisern entstanden sind, sodass eine Buchseite manchmal einem verwirrenden modernen Schilderwald ähnelt. Schließlich wurden all diese den Weg verändernden, ergänzenden, erläuternden, zensierenden oder verulkenden Zeichen von Männern und Jungen eingefügt, womit sich der Kreis zum Wegweiser als Substantivum Maskulinum schließt.

Ausstellungsstationen

An fünf Stationen möchten wir Ihnen Dinge des zweiten Blicks präsentieren; Geschichten, die Bücher aus einer Schulbibliothek erst dann preisgeben, wenn man sie – vielleicht ganz zufällig – aufschlägt. Die veränderten Texte erzählen neue Geschichten, die in vielen Fällen die ursprünglichen Autoren empört (Stationen 2-3), in anderen Fällen vielleicht amüsiert (Station 4) wenn nicht gar mit Stolz erfüllt (Station 1) oder – wie uns selbst heute auch noch - vor ein Rätsel gestellt hätten (Station 5).

  • STATION 1: Wir starten an Station 1 mit einem berühmten Kölner Jesuiten und großen Wissenschaftler sowie einem kleinen Buch, das in die Welt hinausweist.
  • STATION 2 und STATION 3: Nach Köln zurückgekehrt, begegnen wir den strengen Wegweisern der jesuitischen Autoritäten und deren pädagogischen Zielrichtungen: Was soll der Schüler erfahren, was und wie soll er verstehen. (Achtung: Das kann durchaus deftig werden!)
  • STATION 4 und STATION 5: Schließlich schreibt und zeichnet der Schüler selbst: Was habe ich verstanden, was male ich mir (stattdessen?) lieber selbst aus. Welche Wegweiser hinterlasse ich meinen Nachfolgern. Und … was will er uns damit sagen?!?