#OneBookShow
Ab 2025 zeigen wir im Foyer jeden Monat ein Buchobjekt aus unseren Sammlungen. Mal sind es Unikate, mal Beispiele aus der Massenproduktion. Herzlich willkommen zur #OneBookShow!
JANUAR | Moderne Einbandkunst. Nicht nur Papier, Leder & Pergament
Kunsteinband aus Aluminiumdosen von Silas Schmidt (2009)
Experimenteller Bucheinband von Silas Schmidt. 2009 war er noch Auszubildender in unserer Buchbinderwerkstatt. Während seiner Ausbildung zum Buchbinder der Fachrichtung Einzel- und Sonderanfertigung nahm er zwischen 2007 und 2009 sehr erfolgreich an mehreren internationalen Bucheinbandwettbewerben teil. 2009 wurde er u.a. als "Winner over all" in Edinburgh ausgezeichnet. Danach studierte Silas Schmidt bis 2015 an der Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle. Seit 2016 ist er freischaffender Künstler.
Die zusammengepressten Aluminiumdosen sind mit einem Draht verbunden und auf der eigentlichen Einbanddecke montiert. Der verschlungene Draht mit dem Stay-on-Tab-Verschluss der Dosen dient als flexibles und verbindendes Rückenelement. Befestigt wurde der Kunsteinband auf:
Wilhelm Tell / von Schiller, Friedrich, Baumberger, Otto. - Zürich : Silva-Verl, 1955. - 133 S. : zahlr. Ill, Signatur: 14B3253
Dieses Buch stammt aus der Sammlung Dr. Gernot Uwe Gabel (1941-2024). Silas Schmidt hat den Einband für die USB-Ausstellung zum 250. Geburtstag von Friedrich Schiller (1759-1805) gestaltet: "Der bebilderte Schiller. Illustrationen des 19. und 20. Jahrhunderts".
- Silas Schmidts Kunsteinband ist Teil der Digitalen Einbandsammlung der USB Köln >>
- Website von Silas Schmidt >>
- Wettbewerbserfolge unserer Auszubildenden >>
Buchkunst - zwischen Tradition und Innovation
Im 19. Jahrhundert erlebte der Buchmarkt eine Revolution: Der individuelle Handeinband, ein Symbol für Kreativität und Kunstfertigkeit, wurde zunehmend von preiswerten, maschinell produzierten Verlagseinbänden aus Leinengewebe verdrängt. Die Einbände verloren dabei ihren einzigartigen Charakter.
Doch nicht alle Verleger*innen ließen sich davon beeindrucken. Sie beauftragten Maler*innen, Grafiker*innen und Architekt*innen damit, außergewöhnliche Einbände und kunstvollen Buchschmuck zu gestalten. So entstanden Werke, die durch ihre Vielfalt und Liebe zum Detail glänzten – für jeden Geschmack und Geldbeutel. Diese Tradition lebt bis heute fort. Somit bereichern besonders gestaltete Verlagseinbände oder in kleiner Auflage produzierte Buchobjekte den Buchmarkt.
Der individuelle Handeinband als Kunstform
Die moderne Buchkunst verbindet Wort und Bild auf einzigartige Weise und versteht die Buchgestaltung als ganzheitliches Erlebnis. Ein Einband kann den Text umschmeicheln und ihm ein „Gesicht“ verleihen – oder ganz bewusst in Kontrast dazu stehen, ihn hinterfragen oder sogar ignorieren.
Künstlerbücher gehen noch einen Schritt weiter: Hier tritt der Text oft in den Hintergrund oder verschwindet vollständig. Das schafft Platz für eigenständige, experimentelle Ausdrucksformen.
Bei den Materialien sind der modernen Einbandkunst nahezu keine Grenzen gesetzt, natürliche wie künstliche Werkstoffe sind möglich. Es geht nicht nur darum zu illustrieren, sondern etwas Eigenständiges zu kreieren: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar.“ (Paul Klee, Maler und Grafiker, 1879-1940)
Kontakt
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Caroline Dohmen-Richter Historische Bestände und Sammlungen, Bestandserhaltung und Digitalisierung
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